Elif Shafak

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Elif Shafak (2012)

Elif Şafak (geboren 25. Oktober 1971 in Straßburg als Elif Bilgin; international meist Elif Shafak geschrieben) ist eine britisch-türkische Autorin. Sie gehört zu den meistgelesenen Schriftstellerinnen in der Türkei sowie zu den türkischen Schriftstellern mit hohem Bekanntheitsgrad im Ausland. Ihr Werk wurde in über 50 Sprachen übersetzt.

Als Tochter der Diplomatin Şafak Atayman und des Soziologieprofessors Nuri Bilgin (1948–2015)[1] wuchs Elif Shafak unter anderem in Madrid und Amman auf. Nach der Trennung ihrer Eltern zog sie mit ihrer Mutter zur Großmutter nach Ankara.[2] Sie studierte Internationale Beziehungen an der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara, erhielt einen Master of Sciences in Gender and Women’s Studies mit einer Arbeit über The Deconstruction of Femininity Along the Cyclical Understanding of Heterodox Dervishes in Islam und promovierte an derselben Universität in Politikwissenschaft mit An Analysis of Turkish Modernity Through Discourses of Masculinities. 2005 war sie Fellow des Programms West-östlicher Diwan am Wissenschaftskolleg in Berlin.[3] Ab 2006 arbeitete sie als Gastdozentin an der Abteilung für Nahost-Studien der University of Arizona in Tucson. Shafak hat an verschiedenen Universitäten in der Türkei, den USA und im Vereinigten Königreich gelehrt, darunter am St. Anne’s College der Universität Oxford, wo sie Ehrenmitglied ist. Außerdem hat sie einen Doktorgrad in Humane Literature vom Bard College.

Literarisch debütierte Elif Shafak mit der 1994 veröffentlichten Erzählung Kem Gözlere Anadolu. Ihr erster Roman Pinhan erschien 1997 und wurde im Jahr darauf mit dem nach dem persischen Mystiker Celaleddin Rumi benannten Mevlana-Preis ausgezeichnet, der für Werke im Bereich der islamischen Mystik vergeben wird. Ein erster Durchbruch gelang ihr mit dem Roman Şehrin Aynaları (Spiegel der Stadt), für den sie im Jahr 2000 den Preis des türkischen Schriftstellerverbandes erhielt.[4]

Die Themen ihres 2006 in englischer Sprache veröffentlichten Romans The Bastard of Istanbul (dt. Titel: Der Bastard von Istanbul) riefen heftige Reaktionen in ihrer Heimat hervor[5] und die türkische Justiz auf den Plan. Diese fällte im September 2006 das Urteil, dass die monierten Passagen in dem Roman nach Art. 301 (3) des Türkischen Strafgesetzbuches rechtens seien;[6] denn – so hieß es in der Urteilsbegründung weiter – „Meinungsäußerungen, die mit der Absicht der Kritik erfolgt sind, stellen keine Straftat dar.“[7] Elif Shafak kommentierte das so:

„Es wäre eine Lüge zu sagen, all das hätte mich nicht beeinflusst. Jeder Journalist oder Autor in der Türkei ist sich im Klaren darüber, dass ein einziger Artikel (…) genügt, um eingesperrt zu werden. In meinen Romanen bin ich allerdings nie vorsichtig.“[8]

Anlässlich der Proteste in der Türkei im Sommer 2013 äußerte Shafak, die türkischen Bürger hätten das Vertrauen in die Regierung verloren.[9]

Von Dezember 2009 bis Mai 2013 schrieb Shafak eine Kolumne in der türkischen Tageszeitung Habertürk.[10] Sie ist Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations.

Von etwa 2016[11] bis 2018[12] war sie Mitglied des Koordinierungskollektivs von DiEM25. Im September 2017 hielt sie die Eröffnungsrede des 17. Internationalen Literaturfestivals Berlin.[13] 2017 wurde sie zum Jurymitglied für den Man Booker International Prize berufen. Zwei Jahre später gelangte sie mit ihrem in englischer Sprache verfassten Roman 10 Minutes 38 Seconds In This Strange World (dt. Titel: Unerhörte Stimmen) auf die Shortlist des britischen Literaturpreises und des RSL Ondaatje Prize, wobei dieser Roman auch Blackwell's Book of the Year war. The Forty Rules of Love (dt. Titel: Die 40 Geheimnisse der Liebe) wurde von der BBC in die Liste der 100 Romane, die unsere Welt geprägt haben, aufgenommen. The Architect's Apprentice (dt. Titel: Der Architekt des Sultans) wurde für den ersten Buchclub der Herzogin von Cornwall, The Reading Room, ausgewählt. Ihr Werk, The Island of Missing Trees (dt. Titel: Das Flüstern der Feigenbäume), stand auf der Shortlist der British Book Awards, des Costa Books Awards, des RSL Ondaatje Prize und des Women’s Prize for Fiction.

2017 schrieb Shafak einen Beitrag für das Kunstprojekt Future Library der schottischen Künstlerin Katie Paterson. Es soll im Jahr 2114 in einer 100 Texte umfassenden Anthologie veröffentlicht werden. Bis dahin wird das Manuskript unveröffentlicht und ungelesen in der Deichmanske bibliotek in Oslo verwahrt. Shafaks Beitrag trägt den Titel The Last Taboo.[14]

Shafak ist Fellow und Vizepräsidentin der Royal Society of Literature. Sie wurde von der BBC zu einer der 100 einflussreichsten Frauen 2021 gewählt. Zudem war sie Mitglied im Global Agenda Council on Creative Economy des Weltwirtschaftsforums und ein Gründungsmitglied des ECFR (European Council on Foreign Relations). Als Verfechterin von Frauenrechten, LGBTQ+-Rechten und Meinungsfreiheit ist Shafak eine bekannte öffentliche Rednerin und zweimalige TED Global Speaker. Sie schreibt für Publikationen mehrerer Länder und wurde mit dem französischen Orden Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet. Im Jahr 2017 wählte das Portal Politico sie zu einer der zwölf Personen, „die Ihnen eine dringend benötigte Ermutigung verschaffen werden“. Sie ist Jurymitglied zahlreicher Literaturpreise, darunter des PEN Nabokov-Preises und hatte den Vorsitz des Wellcome Prize inne. 2011 wurde Shafak mit dem Internationalen Halldór-Laxness-Literaturpreis für ihren Beitrag zur „Erneuerung der Kunst des Geschichtenerzählens“ ausgezeichnet.

Das Pseudonym Şafak (türkisch ,Morgenröte‘) ist der Vorname ihrer Mutter, mit der sie als Kind unter anderem in Ankara lebte und die sie als abla (große Schwester) ansprach. „Die Verbindung zu meinem Vater war sehr brüchig. […] Ich […] war der dunkle Fleck in seinem Leben“, so die Autorin.[15]

Elif Shafak ist mit dem türkischen Journalisten Eyüp Can Sağlık verheiratet. Das Paar hat eine Tochter und einen Sohn (geboren 2006 und 2008).[4] Die Familie lebt im Großraum London.[16]

Werke (Auswahl)

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Türkisch
Englisch
  • Brigitte Moser, Michael Weithmann: Landeskunde Türkei. Geschichte, Gesellschaft und Kultur. Helmut Buske, Hamburg 2008, S. 260–262.
  • Sabine Hagemann-Ünlüsoy: Eine türkische Nomadin. In: iz3w. Nr. 400, 11. Dezember 2023, ISSN 1614-0095, S. 40–42 (iz3w.org).
Commons: Elif Şafak – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. VIAF:66557440 für Nuri Bilgin.
  2. Laura Weißmüller: „Schau mich an“ von Elif Shafak: Macht der Blicke. Abgerufen am 21. Dezember 2020.
  3. Die Zeit Nr. 31, 25. Juli 2013, S. 54.
  4. a b Homepage von Elif Shafak, aufgerufen am 15. Januar 2010
  5. Angeklagt: Elif Shafak „Der Bastard von Istanbul“ FAZ, 27. Juni 2006
  6. FAZ: Gerichtsurteil – Elif Shafak hat das Türkentum nicht beleidigt, aufgerufen am 15. Januar 2010
  7. Silvia Tellenbach (Hrsg.): Das neue türkische Straf- und Strafprozessrecht. Berliner Wissenschaftsverlag (BWV), Berlin 2008, ISBN 978-3-8305-1538-8 (Deutsch-Türkische Rechtsstudien. Band 6), S. 105.
  8. Interview im ZEIT MAGAZIN Nr. 46, 12. November 2015; S. 70
  9. „Maskulin und aggressiv“: Elif Şafak sorgt sich um politisches Klima in der Türkei (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de, abgerufen am 16. Juni 2013
  10. Elif Şafak • Makaleler. Abgerufen am 11. Januar 2022.
  11. https://web.archive.org/web/20161006151716/https://diem25.org/cc/
  12. Coordinating Collective – DiEM25. 25. August 2018, archiviert vom Original am 25. August 2018; abgerufen am 11. Januar 2022.
  13. Undemokratische Länder sind unglückliche Länder, in: F.A.S. Nr. 36, 10. September 2017, S. 44.
  14. Rosie Goldsmith: Future Library opens secret archive of unseen texts in Oslo. In: The Guardian. 14. Juni 2022, abgerufen am 1. September 2022 (englisch).
  15. Interview im Zeitmagazin, 12. November 2015, S. 70.
  16. Die türkische Schriftstellerin Elif Shafak: «Wir sind zu einer zornigen Gesellschaft geworden», NZZ vom 18. Juni 2019, abgerufen am 19. Juni 2019
  17. derStandard.at: Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Elif Shafak. Artikel vom 18. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.